Verbandsklasse (8): Marienheide I - Wiehl I

In der 8. Runde der Verbandsklasse Süd mussten wir beim SC Marienheide antreten. Aufgrund der in diesem Jahr sehr vertrackten Tabellensituation brauchten beide Teams noch Punkte um das Abstiegsgespenst sicher zu verjagen. Viele hätten in dieser Situation ein friedliches 4:4 erwartet, aber beide Mannschaften wollten die sportliche Entscheidung „auf dem Brett“ suchen. Marienheide musste auf ihren Spitzenspieler Heinz-Dieter Wolter verzichten, bei Wiehl fehlten einige Stammspieler an den mittleren Bretter (Holger Lehmann, Mathias Milde), die durch die motivierten, aber in dieser Spielklasse noch sehr unerfahrenen Ersatzspieler Richard Wölk und Thorsten Sebastian ersetzt wurden. Aufgrund des doch erheblichen Vorteils an den vorderen Brettern war die offensichtliche Strategie ausgegeben vorne zu punkten, in der Mitte gegenzuhalten und hinten mitzunehmen was geht. Das diese Devise sich letztlich zu 100% erfüllen sollte, konnte ja keiner ahnen...

 

Relativ schnell konnte Martin Mauelshagen an Brett 3 gegen Christian Goller einen Zentrumsbauern gewinnen. Bei Thorsten Sebastian an Brett 8 wurden aus der Eröffnung heraus viele Figuren getauscht und es entstand ein ausgeglichenes Doppelturm-Endspiel. Unser anderer Ersatzspieler Richard Wölk landete in einer aussichtsreichen, aber sehr taktischen Stellung. In allen anderen Partien war lange Zeit erstmal „noch nicht viel los“.

Erwin Roth spielte eine komische Partie in der ein Schwerfigurenendspiel mit einem zusätzlichen Läufer für Erwin bzw. einem Springer für den Gegner entstand. Hier passierte gefühlte 10 Züge lang nichts bis der Gegner auf einmal den Turm so einsperrte, dass die Qualität verloren ging. Leider konnte Erwin mit dem überraschenden Geschenk nicht viel anfangen; ein erfolgsversprechender Plan wurde nicht gefunden. Ganz im Gegenteil der Gegner konnte seine verbliebenen Figuren aktivieren und ein gutes Feld für den Springer erobern. Mit einem etwas unguten Gefühl ging es in die Zeitnot.

Kurz zuvor geschah an Brett 8 kurioses. Thorsten Sebastian verpasste die gute Gelegenheit seinen König im Doppelturmendspiel Richtung Zentrum zu aktivieren. Leider verfiel er zu allem Ärger noch auf die Idee selbst das Zentrum zu öffnen, obwohl seine Türme auf der a-Linie unbeweglich im Abseits standen. Die Konsequenz der etwas verfrühten Aktion war, dass ein Turmpaar getauscht werden musste und das Eindringen des zweiten Turms nicht verhindert werden konnte. Weitere Bauern gingen verloren und der Gegner erhielt 3 verbundene Freibauern am Damenflügel. Durch ein paar wenig durchdachte Schachs trieb er jedoch Thorstens König bis nach g3, so dass auf einmal im Zusammenspiel mit dem verbliebenen Turm auf der nun freien a-Linie Drohungen gegen den einsamen Weißen König auf der Grundreihe entstanden. Dann das unglaubliche: ein Turmschach auf der g-Linie um den König zurückzutreiben und ein verhängnisvoller Turmzug nach g6 sperrte Thorsten’s König auf h4 ein! Nur der Turm konnte noch ziehen und auf Kamikaze Modus schalten. Der weiße König wurde nach h2 getrieben, ein Turmschach auf h1 und nach Kxh1 entstand ein Patt auf dem Brett! Ein sicherlich sehr seltenes wie kurioses Ende und eine tolle kämpferische Leistung von Thorsten!

Ungefähr zur gleichen Zeit musste leider unser zweiter Ersatzspieler die Segel streichen, Richard Wölk kam ganz gut aus der Eröffnung – ließ dann aber zu, dass bei gegensätzlichen Rochaden Linien gegen seinen König geöffnet wurden. Dadurch entstanden immer wieder taktische Drohungen gegen den einsamen weißen König. Lange Zeit konnte er alle Drohungen erfolgreich parieren und dabei sogar einen Bauern gewinnen.

 

Leider übersah er eine sehr aussichtsreiche taktische Fortsetzung und verlor dann doch noch den Überblick. Sein Gegner Marco Tietze konnte entscheidendes Material gewinnen und dann auch sicher den Punkt einfahren. Trotzdem eine sehr beeindruckende Vorstellung von Richard und wir sind uns sicher, dass da noch einiges mehr kommen wird ;-)

In aufkommender Zeitnot entschloss sich dann Volker „Vossi“ Margenberg in unklarer Stellung das Remisangebot seines Gegners Jürgen Kirch anzunehmen. In einer „Manöverpartie“ geschah nicht wirklich viel berichtenswertes. Man hatte die ganze Zeit den Eindruck, dass Vossi aktivier stand aber es fehlte die richtige Idee, um irgendetwas zählbares zu erreichen. Zwar wurde ein Angriff gegen den gegnerischen König unternommen, doch der verlief im Sande und in ausgeglichener Stellung wurde dann die Friedenspfeife geraucht.

Zwischenstand zur Zeitkontrolle somit 1:2 für Marienheide. Dazu verlor Erwin überraschend noch einen Bauern und bekam im dann entstandenen Turm gegen Springer (mit Mehrbauern) Endspiel ein taktisches Remisangebot – er musste aber erstmal die weiteren Entwicklungen an den Brettern 1-5 abwarten.

 

 

Unser Spitzenbrett Andreas Straßner erzielte aus der Eröffnung heraus leichte Vorteile. Ein Bauer auf e5 stellte im Zusammenspiel mit einem Springer der immer wieder nach f6 und/oder d6 schielte, sowie einer Dame auf der g-Linie und einem Läufer auf b2 immer wieder latente Drohungen auf. Rolf Brensing verteidigte sich jedoch umsichtig und ließ sich auch durch einen überraschenden Bauernverlust nicht aus der Ruhe bringen. Durch aktives Spiel mit der eigenen Dame konnte der verlorengegangene Bauer wieder eingesammelt werden und da Andreas keine wirklichen Fortschritte erzielen konnte wurde die Partie kurz darauf Remis gegeben.

Wie erhofft konnte Martin Mauelshagen nun jedoch den ersten Sieg für Wiehl einfahren, nachdem Gewinn des Bauerns in der Eröffnung konnten langsam weitere Vorteile gesammelt werden, das Läuferpaar wurde gesichert, die Türme wurden getauscht und mit den beiden Läufern gegen je einen relativ hilflosen gegnerischen Läufer und Springer wurde die Stellung am Königsflügel geöffnet. Aufgrund von taktischen Drohungen musste Schwarz einen weißen gedeckten Freibauern auf f6 zulassen und es schien nur noch eine Frage von wenigen Zügen zu sein bis der Sieg unter Dach und Fach war. Doch wie so oft zeigte sich auch hier wieder, dass man mit Vorteil sehr darauf bedacht sein muss, die Stellung unter Kontrolle zu halten. Christian Goller stürmte, auf der verzweifelten Suche nach Gegenspiel, mit seinen Bauern auf dem Damenflügel vor und brachte Martin kurz aus dem Konzept. Ein falscher Bauerntausch und auf einmal musste wieder sehr genau gerechnet werden. Doch hier zeigte sich nun die ganze Kraft des Läuferpaars, obwohl Schwarz ein verbundenes Freibauern Paar auf der b und c Linie erhielt konnten die Bauern von Schwarz nicht wirklich in Bewegung gesetzt werden. Zu stark beherrschte das weiße Läuferpaar das Brett. Mit einem riskanten, aber wohl korrektem, Königsmarsch und dadurch aufgestellten direkten Drohungen gegen den gegnerischen König behielt Martin die Partie unter Kontrolle, schnürte ein Mattnetz und nach einigen Manöverzügen konnte Schwarz nicht mehr beide Mattdrohungen abwehren und ließ ein schönes Mattbild zum Abschluss zu.

Der Ausgleich zum 2,5:2,5 und für Martin der 4. Weißsieg aus 4 Weißpartien – dazu kommen 3 Schwarzremis womit er aktuell der erfolgreichste Punktelieferant ist.

 

Aufgrund der aussichtsreichen Stellungen von Mike Gottas (Brett 2) und Jürgen Hein (Brett 4) durfte Erwin nun das Remisangebot annehmen und das 3:3 sichern.

 

Jürgen Hein spielte gegen den Marienheider Spieler Gerhard Fuchs lange Zeit ausgeglichen aber irgendwie immer mit leichten Vorteilen. Jürgen krankte jedoch an einem nicht so einfach zu entwickelnden Damenflügel. Durch aktives, konsequentes Spiel stellte er Fuchs jedoch immer wieder vor Probleme. Der sah sich gezwungen „freiwillig“ seinen Fianchetto-Läufer auf g2 durch die eigenen Bauern einzumauern. Dann plötzlich konnte Jürgen mit einer taktische Wendung einen Bauern auf g4 gewinnen, und nach einigen Abtäuschen erreichte er ein einfach gewonnenes Bauernendspiel, das Fuchs nach ein paar Zügen aufgab.

Somit brachte uns Jürgen mit 4:3 in Führung und es war Mike Gottas überlassen in seiner Partie gegen das Marienheider Urgestein Paul Urbahn den Schlußpunkt zu setzen.

 

Schon aus der Eröffnung konnte Mike alle Probleme als Nachziehender lösen und das aktiviere Spiel und die bessere Bauernstruktur für sich verbuchen. Es schloss sich nun eine lange Phase des Manövrierens an, die eigentlich folgerichtig mit der Punkteteilung hätte enden müssen. Doch auf einmal kurz vor der Zeitkontrolle verließ Urbahn jeglicher Sinn für Gefahr und er stellte seinen König passiv. Mike nutze den Umstand und gewann einen Bauern. Das entstehende Turm + ungleichfarbige Läufer Endspiel war vermutlich immer noch zu halten, aber Mike konnte nahezu gefahrlos auf Sieg spielen. Langsam wurden weitere kleine Vorteile gesammelt, dann ein weiterer Bauer gewonnen und schließlich die Partie nach fast 6 Stunden Spielzeit mit einer schönen Schlußkombination, in der ein Mattnetz von Turm, Läufer und Freibauer aufgebaut wurde, das nur unter Abtausch aller Figuren und dem Verbleib mit einer Mehrfigur für Mike abgewendet werden konnte. Die hoffnungslose Partie wurde dann auch umgehend von Paul Urbahn aufgegeben und somit der Endstand von 5:3 für Wiehl hergestellt.             

Wie zuvor „geplant“ wurden vorne 3,5 Punkte aus 4 Partien geholt, in der Mitte konnten Erwin und Volker je ein Remis beisteuern und hinten schlugen sich Thorsten und Richard beachtlich und konnten sogar unerwartet einen halben Punkt beisteuern. Wenn das nur immer so laufen würde ;-)