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Verbandsklasse (1): Bergneustadt II - Wiehl I 3,5:4,5

Zum Start der neuen Saison stand das erste von vielen oberbergischen Duellen, insgesamt 7 (!) Vertreter des SB Oberberg spielen in der Verbandsklasse Süd, bei den Nachbarn aus Bergneustadt an.

Bergneustadt II trat fast in Bestbesetzung an, bei uns fehlten ein paar Stammkräfte, dafür spielten Mathias und Thorsten.

 

Von Anfang an entwickelte sich ein spannender Mannschaftskampf, der bis zur letzten Partie alle Ergebnisse erlaubte. Zum Glück hatten wir das bessere Ende für uns.

Der Start verlief jedoch ganz und garnicht nach unserem Plan, Mike passierte gegen den Routinier Ludwig Blab in der Eröffnung ein für ihn seltener Lapsus und eine ganze Figur ging ersatzlos verloren. Nach noch ein paar verzweifelten Versuchen Gegenspiel zu organisieren musste er schon früh die Segel streichen.

Hamburger - Sebastian: Stellung nach 22. ... Te8. Weiß gewann Material durch 23. Sxe6!
Hamburger - Sebastian: Stellung nach 22. ... Te8. Weiß gewann Material durch 23. Sxe6!

Somit lagen wir erstmal zurück, dazu kam, dass auch Thorsten an Brett 8 Material geben musste. Seine Partie gegen Tiberius Hamburger landete schnell in einem ausgeglichenen Endspiel, doch eine der letzten Möglichkeiten fehlzutreten "nutzte" Thorsten leider und spielte  22. ... Te8.

 

Tiberius Hamburger war taktisch auf der Höhe und gewann nach 23. Sxe6 Txe6 24. Lxe6+ die Qualität (23. ... fxe6 scheitert an Lg6! nebst Figurengewinn). Diesen Materialvorteil ließ sich der Bergneustädter nicht mehr nehmen und gewann die Partie sicher.

 

Zwischenstand 0:2 für Bergneustadt

Milde - Rittel: Stellung nach 17. Lxe4 mit leichtem Vorteil für Weiß
Milde - Rittel: Stellung nach 17. Lxe4 mit leichtem Vorteil für Weiß

Zu unserem Glück waren das, bis auf die Partie von Volker, der etwas "gedrückt" stand und kaum Gegenspiel vorzuweisen hatte, alle schlechten Nachrichten. In den restlichen Partien von Martin, Andre, Andreas, Holger und Mathias standen wir angenehmer bis auf Gewinn. Mathias Milde war es dann auch überlassen den Anschluß herzustellen, nach seiner doch sehr "durchwachsenen" letzten Saison ein toller Start gegen den noch immer sehr spielstarken Senior HJ Rittel. Nach nicht ganz idealer Eröffnung spielte Mathias seinen Gegner nach einigen schwächeren Zügen konsequent an die Wand. In der Diagrammstellung steht Weiß, ausgangs der Eröffnung, schon bequemer, da die schwarze Stellung an dem schlechten Läufer krankt.

Milde - Rittel: Es folgte 20. ... Tfe8 21. Td6 Lc8 22. Tc6 Kf7 23. Txc5 Td8 24. Txf5+ Kg6 25. Te5 Td2+ 26. Te2 +/-
Milde - Rittel: Es folgte 20. ... Tfe8 21. Td6 Lc8 22. Tc6 Kf7 23. Txc5 Td8 24. Txf5+ Kg6 25. Te5 Td2+ 26. Te2 +/-

Nach nur 3 weiteren Zügen kann Schwarz Materialverlust schon nicht mehr verhindern. Es geschah noch 20. ... Tfe8 21. Td6 Lc8 22. Tc6 Kf7 23. Txc5 Td8 24. Txf5+ Kg6 25. Te5 Td2+ 26. Te2 

und Mathias gewann das Endspiel mit 2 Mehrbauern ohne weitere Schwierigkeiten.

Lehmann - Lemmer: Stellung nach 21. Dd4 mit perfekter Zentralisierung der Dame - es folgten noch e4, nebst Tfd1 und Öffnung des Zentrums wonach der weiße König nach Damentausch entscheidend ins Geschehen eingriff
Lehmann - Lemmer: Stellung nach 21. Dd4 mit perfekter Zentralisierung der Dame - es folgten noch e4, nebst Tfd1 und Öffnung des Zentrums wonach der weiße König nach Damentausch entscheidend ins Geschehen eingriff

Den Ausgleich konnte dann Holger Lehmann in seiner Partie gegen Klaus Lemmer erzielen. Schon in der Eröffnung griff der Bergneustädter fehl und ermöglichte es Holger durch Angriffe auf die schwarze Dame Entwicklungstempi zu gewinnen und den schwarzen König in der Brettmitte festzunageln. Ein Abtausch auf c6 nebst weiterem Beschuß durch die weiten Schwerfiguren war zuviel für die schwarze Stellung. Ein gewaltiger Freibauer auf c6 entstand, der nach einigen weiteren Zügen nach c7 vorrückte und anschließend durch Damentausch und Vormarsch des weißen Königs die Partie entschied. Eine von Anfang bis Ende überzeugende Leistung!

Wang - Straßner: Stellung nach 15. Se5? - mit dem Zwischenzug 15. ... cxd4 gewinnt Schwarz eine Figur
Wang - Straßner: Stellung nach 15. Se5? - mit dem Zwischenzug 15. ... cxd4 gewinnt Schwarz eine Figur

Andreas Straßner erzielte anschließend das 2,5:2,5 - aber was war das für eine Partie... Erst gewann er nach dem Einsteller 15. Se5 in nebenstehender Stellung eine glatte Figur durch 15. ... cxd4 da 16. Sxd7 an 16. ... dxc3 scheitert und auch 16. Dxd4 and 16. ... Sxe5 17. Dxe5 La3 nicht funktioniert.

Nur um zwei (!) Züge später seinerseits eine Figur einzustellen (siehe Diagramm unten). Nach 18. ... dxe4 folgte stark 19, Lxe7 und aufgrund der Fesselung des e-Bauerns gewinnt Weiß die Figur zurück.

Wang - Straßner: 18. ... dxe4 ? 19. Lxd7! und Weiß gewinnt die Figur zurück
Wang - Straßner: 18. ... dxe4 ? 19. Lxd7! und Weiß gewinnt die Figur zurück

Nach ein paar folgenden Zügen und Abtäuschen entstand ein Endspiel mit je zwei Türmen und ungleichfarbigen Läufern plus Mehrbauer für Schwarz.

 

Doch nun war es wieder an Wang mit einem Bauerneinsteller Schwarz erneut Gewinnmöglichkeiten zu ermöglichen. Nach 24. f3? konnte Schwarz nach Tausch eines Turmpaares den f3 Bauern einsacken.

 

Im weiteren Verlauf verpasste Schwarz eine bessere Fortsetzung nach der Weiß ein Eindringen des schwarzen Königs nicht mehr hätte verhindern können und musste sich stattdessen mit Remis zufriedengeben.

Wang - Straßner: Nach 24. f3 ? Txc1 25. Txc1 Lxf3 hat Schwarz zwei Bauern mehr
Wang - Straßner: Nach 24. f3 ? Txc1 25. Txc1 Lxf3 hat Schwarz zwei Bauern mehr
Hier verpasste Schwarz das bessere 29. ... Tc2! zu spielen (anstatt von Txc1). Die Verbesserung besteht darin, dass nach Tausch auf c2 zum einen der weiße Bauern ein Feld weiter vorn steht und Weiß weniger Raum zum manövrieren zur Verfügung steht.
Hier verpasste Schwarz das bessere 29. ... Tc2! zu spielen (anstatt von Txc1). Die Verbesserung besteht darin, dass nach Tausch auf c2 zum einen der weiße Bauern ein Feld weiter vorn steht und Weiß weniger Raum zum manövrieren zur Verfügung steht.

Schinkowski - Margenberg: Lehrbeispiel für unkoordinierte Figuren. Bitte nicht nachmachen ;-)
Schinkowski - Margenberg: Lehrbeispiel für unkoordinierte Figuren. Bitte nicht nachmachen ;-)

 

Zu Vossis Partie kann man nicht viel sagen, ein Blick auf das Diagramm links reicht aus... Schwarz kommt mit einem unkoordinierten "Figurenhaufen" aus der Eröffnung. Ein paar konsequente Züge von Weiß und die Stellung bricht zusammen...

Eine starke Leistung von Thomas Schinkowski und ein Spiel auf ein Tor... 

Somit wieder Führung für Bergneustadt mit 3,5:2,5

Fleischer - Kiparski: Mit 18. Le2 schließt Weiß die Eröffnung ab und reklamiert deutlichen Vorteil aufgrund der schwachen schwarzen Bauern
Fleischer - Kiparski: Mit 18. Le2 schließt Weiß die Eröffnung ab und reklamiert deutlichen Vorteil aufgrund der schwachen schwarzen Bauern

Zu unserem Glück liefen jetzt nur noch zwei für uns vorteilhafte bzw. wohl nicht zu verlierende Partien, so dass wir davon ausgehen konnten mindestens ein 4:4 zu erzielen.

 

Andre Fleischer konnte in seiner Partie gegen Ekkehart Kiparski schon Ausgangs der Eröffnung einen angenehmen Vorteil durch Spiel gegen die hängenden schwarzen Bauern reklamieren.

 

In der Folge gelang es ihm durch aktives Figurenspiel immer wieder neue Drohungen und Probleme zu stellen, die Schwarz in die Defensive zwangen. Schließlich konnte er mit dem starken Zug 24. Sc5! Material gewinnen.

 

Anschließend wickelte er konsequent in ein Turmendspiel mit 2 Mehrbauern ab, dass er nach einigen Manövern durch Aktivierung des Königs sicher für sich entscheiden konnte. Somit Ausgleich zum 3,5:3,5

Fleischer - Kiparski: Stellung nach 24. Sc5 und Schwarz kann Materialverlust (Drohungen Sa6, Sxd7 & Lxc4) nicht verhindern
Fleischer - Kiparski: Stellung nach 24. Sc5 und Schwarz kann Materialverlust (Drohungen Sa6, Sxd7 & Lxc4) nicht verhindern
Fleischer - Kiparski: Der vom König unterstütze g-Bauer kann nicht mehr aufgehalten werden
Fleischer - Kiparski: Der vom König unterstütze g-Bauer kann nicht mehr aufgehalten werden

Sailer - Mauelshagen: Aufgrund eines Rechenfehlers spielte Schwarz hier 24. ... Db6+ 25. Kh2 Se3 26. Lxe3 Dxe3 27. Tde1 Lxe4 28. Dxe4 (das hatte Schwarz übersehen). Deutlich besser waren 24. ... Dc6 und 24. ... c3 mit jeweils großem schwarzen Vorteil
Sailer - Mauelshagen: Aufgrund eines Rechenfehlers spielte Schwarz hier 24. ... Db6+ 25. Kh2 Se3 26. Lxe3 Dxe3 27. Tde1 Lxe4 28. Dxe4 (das hatte Schwarz übersehen). Deutlich besser waren 24. ... Dc6 und 24. ... c3 mit jeweils großem schwarzen Vorteil

Die letzte noch laufende Partie bestritten Martin Mauelshagen und Hans-Peter Sailer. Martin kam mit den schwarzen Steinen gut aus der Eröffnung und konnte die typischen Bauernhebel anbringen. In der Diagrammstellung hatte Martin jedoch einen Anflug von Halluzination, nach der forcierten Variante 24. ... Db6+ 25. Kh2 Se3 26. Lxe3 Dxe3 27. Tde1 Lxe4 dachte Martin Material zu gewinnen und übersah dabei den starken weißen Konter Dxe4! wonach die Stellung sich nahezu im Gleichgewicht befindet. Stattedessen hätte Schwarz in nebenstehender Stellung mit 24. ... Dc6 oder 24. ... c3 in deutlichen Vorteil kommen können!

Sailer - Mauelshagen: Schwarz gewann nach 30. Kg3 Td2 31. Tf2 Tfd8 32. Kf3 T8d3+ 33. Te3 Txe3+ 34 Kxe3 Td3+ 35. Ke4 Txh3 einen Bauern
Sailer - Mauelshagen: Schwarz gewann nach 30. Kg3 Td2 31. Tf2 Tfd8 32. Kf3 T8d3+ 33. Te3 Txe3+ 34 Kxe3 Td3+ 35. Ke4 Txh3 einen Bauern

Nach dem forcierten Abspiel oben entstand dieses Doppelturmendspiel. Schwarz am Zug besetzt als erstes die offene d-Linie und reklamiert einen symbolischen Vorteil.

 

Es folgte 30. Kg3 Td2 31. Tf2 Tfd8 32. Kf3 was es Schwarz erlaubt durch Abtausch eines Turmpaars den h-Bauern zu gewinnen. Jedoch unter Preisgabe der offenen e-Linie, die dafür von Weiß besetzt wurde. Es entstand ein kompliziertes Turmendspiel in dem Weiß aufgrund der Aktivität seines Turms auf Kompensation für den Minusbauern hoffen konnte. Der Vormarsch der weißen Zentrumsbauern stellte sogar einige Drohungen auf, die Schwarz nur mit eigenem aktiven Spiel in Schach halten konnte.

Sailer - Mauelshagen: Stellung nach 45. exf6 (Tb8+ hält das Gleichgewicht!), hier kam Schwarz durch Te3+ auf die Siegestraße, da der weiße König auf ein schlechtes Feld gezwungen wird und den Freibauern nicht mehr unterstützen kann.
Sailer - Mauelshagen: Stellung nach 45. exf6 (Tb8+ hält das Gleichgewicht!), hier kam Schwarz durch Te3+ auf die Siegestraße, da der weiße König auf ein schlechtes Feld gezwungen wird und den Freibauern nicht mehr unterstützen kann.

Die Stellung befand sich lange in einem dynamischen Gleichgewicht bis Weiß beim Bauerntausch auf f6 Fehlgriff und etwas zu sorgenlos direkt mit dem Bauern zurücknahm, und damit den entscheidenden Fehler beginn! Weiß hätte unbedingt ein Turmschach auf b8 einfügen müssen um dem schwarzen König die Felder vor dem Freibauern zu nehmen.

Nach dem gespielten 45. exf6 Te3+! wurde der weiße König auf ein passives Feld gezwungen und der schwarze König beherrschte die Umwandlungsfelder des weißen Freibauern. Es folgte noch 46. Kf5 h3 47. Tg7+ Kf8 48. Th7 b4 49. axb4 axb4 50. Kf4. Im Gegensatz zu der Variante mit dem Turmschach auf b8 kann sich der weiße König nicht auf f7 verstecken!

Sailer - Mauelshagen: Mit 50. ... c3!! zauberte Schwarz hier einen sehenswerten Schlußzug aufs Brett, nach den folgenden 51. bxc3 und Txc3 gab Weiß auf
Sailer - Mauelshagen: Mit 50. ... c3!! zauberte Schwarz hier einen sehenswerten Schlußzug aufs Brett, nach den folgenden 51. bxc3 und Txc3 gab Weiß auf

Wonach Schwarz sehenswert mit 50. ... c3!! den Sack zu machen konnte. 51. Kxe3 scheitert an cxb2 und der Turm kann nicht verhindern, dass eine neue schwarze Dame entsteht. Weiß probierte noch 51. bxc3 musste sich aber nach 51. ... Txc3 und der Drohung des Durchmarschs des b-Bauern geschlagen geben.

 

Somit stand es nach gut 5 Stunden und vielen engen Partien 4,5:3,5 für Wiehl!