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Verbandsklasse (3): Wiehl I - Hellertal II 6:2

Im ersten Heimspiel der Saison mussten die Wiehler ihrer Favoritenrolle gegen den Aufsteiger aus dem Siegerland, die zweite Mannschaft aus Hellertal, gerecht werden. Mit dem auch in dieser Höhe verdienten 6:2 Kantersieg gelang dies auch eindrucksvoll.

 

Zu Beginn musste jedoch Thorsten Sebastian die Waffen strecken. Er kam schon in der Eröffnung, die er als Schwarzer etwas zu aggressiv gestaltete in Nachteil

Balzer - Sebastian: Hier zog Thorsten etwas zu optimistisch 11. ... g5? und wurde mit 12.cxd5 exd5 13.Sxe4 fxe4 14.Dxe4! taktisch bestraft
Balzer - Sebastian: Hier zog Thorsten etwas zu optimistisch 11. ... g5? und wurde mit 12.cxd5 exd5 13.Sxe4 fxe4 14.Dxe4! taktisch bestraft

Hier zog Thorsten das zu aggressive 11. ... g5? was einen geschwächten Königsflügel hinterlässt und taktisch bestraft wird. Der Weiße reagierte stark mit 12.cxd5 exd5 13.Sxe4 fxe4 14.Dxe4! (der d Bauer ist durch den Läufer auf b3 gefesselt und kann nicht schlagen).

 

Im weiteren Verlauf geriet Thorsten aufgrund der offenen Linien am Königsflügel immer weiter unter Druck und musste weiteres, entscheidendes, Material opfern um den Drohungen Herr zu werden. Am Ende war es zu viel Material und einen Zug vorm Matt gab Thorsten sich dann geschlagen.

Wagner - Schwier: Zum Glück für Wiehl blieb der weiße Zug 21.Dh5? folgenlos, da Schwarz den Abzug Lxg3! übersah, der eine Qualität gewonnen hätte
Wagner - Schwier: Zum Glück für Wiehl blieb der weiße Zug 21.Dh5? folgenlos, da Schwarz den Abzug Lxg3! übersah, der eine Qualität gewonnen hätte

Tobias Wagner konnte den Spielstand dann relativ zügig ausgleichen, obwohl er nach etwas zu passiver Eröffnungsbehandlung erst durch ein Geschenk seines Gegners auf die Gewinnerstraße kam. Vielleicht verließ sich Schwarz auch darauf, dass der weiße Turm, der sich etwas in der schwarzen Stellung verlaufen hatte, gefangen werden konnte.

Dass dann tatsächlich in nebenstehender Stellung eine versteckte Kombination möglich war, entging dem Schwarzen jedoch. Tobias zog hier etwas zu sorglos 21.Dh5? was den Einschlag Lxg3! zuließ, nach dem Weiß nichts besseres hat als die Qualität zu opfern und zu hoffen im Endspiel das Remis zu halten. 22.Txe6 scheitert an Dxf2. Schwarz ging jedoch an der Gelegenheit vorbei und spielte 21. ... Td8 nur um nach 22.Te2 Te4 23.Dxd5 Dg6 24.Txd6 dann die Partie wegzuschenken und Wiehl den 1:1 Ausgleich zu ermöglichen.


Milde - Vaccargiu: Schwarz spielte hier den positionellen Katastrophen-Zug 14. ... d4?? Leider ging Mathias an der Möglichkeit 15.Sc4! mit großem Vorteil für Weiß vorbei
Milde - Vaccargiu: Schwarz spielte hier den positionellen Katastrophen-Zug 14. ... d4?? Leider ging Mathias an der Möglichkeit 15.Sc4! mit großem Vorteil für Weiß vorbei

Mathias Milde musste anschließend einen Tiefschlag hinnehmen, er kam mit schon nahezu Gewinnstellung aus der Eröffnung und musste nachdem er nicht immer die beste Fortsetzung fand und am Ende sich einen groben Fehler leistete sehr unglücklich eine Niederlage quittieren.

Seinem Gegner gelang dabei das Kunststück den positionell schwächsten Zug (14. ... d4??) zu spielen, den ich seit langer Zeit in der Verbandsklasse gesehen habe. Leider verpasste Mathias die stärkste Fortsetzung 15.Sc4!, die direkt die "Löcher" in der schwarzen Stellung (Feld d6) unter Beschuss genommen hätte, das ist so stark das Schwarz getrost hätte aufgeben können.

Milde - Vaccargiu: Hier entschied sich Mathias gegen das starke 22.Dg4!+ was vermutlich zu entscheidendem Materialvorteil geführt hätte
Milde - Vaccargiu: Hier entschied sich Mathias gegen das starke 22.Dg4!+ was vermutlich zu entscheidendem Materialvorteil geführt hätte

Mathias spielte jedoch auch weiterhin stark auf und erreichte nebenstehende, vorteilhafte Stellung in der er den schwarzen Königsflügel schon aufgerissen hatte. Mit 22.Dg4+! hätte er hier deutlich in Vorteil kommen könne, das relativ beste für Schwarz ist noch mit Kh8 23.Df5! Sd6 24.Txd6 Lxd6 25.Df6+ Kg8 26.Lh6! sich in ein Endspiel mit Minusfigur zu flüchten, was natürlich hoffnungslos ist.

Stattdessen spielte Weiß 22.Tf5 und verlor ab hier leider langsam den Zugriff auf die Partie. Schwarz konnte sich konsolidieren und die Figuren koordinieren und war dann in dem einen Moment hellwach als Mathias nicht aufpasste und einen entscheidenden taktischen Schlag zuließ.

Milde - Vaccargiu: Schon fast tragisch griff Mathias hier mit 37.Kg2?? fehl und erlaubte Schwarz mit Sxf4+! die Partie für sich zu entscheiden
Milde - Vaccargiu: Schon fast tragisch griff Mathias hier mit 37.Kg2?? fehl und erlaubte Schwarz mit Sxf4+! die Partie für sich zu entscheiden

Hier verließ Mathias sein Gespür für Gefahren, anstatt sich das Remis mit 37.Tf1 zu sichern verfiel er auf das vermeintlich sichere 37.Kg2?? was aber leider in den starken Konter Sxf4+! läuft und zwangsläufig die Dame verliert. Unfassbar bitter nach einer lange Zeit stark vorgetragenen Partie, aber der letzte Fehler verliert...

Somit ging Hellertal wieder mit 2:1 in Führung, das aber sollte der letzte Lichtblick für die Gäste aus dem Siegerland sein. Alle anderen Partien hatten sich in der Zwischenzeit langsam aber stetig zu Gunsten der Wiehler entwickelt, so dass sich hier schon ein deutlicher Sieg abzeichnete.

Lehmann - Rahimi,A: Schwarz zog hier etwas selbstmörderisch 15. ... exd4 was Weiß nur die c-Linie öffnet und als Konsequenz den c6 Bauern einstellt
Lehmann - Rahimi,A: Schwarz zog hier etwas selbstmörderisch 15. ... exd4 was Weiß nur die c-Linie öffnet und als Konsequenz den c6 Bauern einstellt

Holger Lehmann war es dann überlassen mit einem "Start-Ziel-Sieg" den Ausgleich herzustellen. Nach ruhiger Eröffnung zog seine Gegnerin hier 15. ... exd4? was letztlich nur dem Weißen die c-Linie öffnet und in Verbindung mit der Drohung Sd6 Material kostet.

 

Holger erspielte sich in den folgenden Zügen eine Gewinnstellung und ließ sich dann den Sieg auch nicht mehr nehmen. Wie im Lehrbuch beschrieben wurden die Figuren getauscht um dann im Endspiel seine mittlerweile zwei Mehrbauern trocken und sicher zum Gewinn zu führen. Insgesamt eine sehr konsequente und nahezu fehlerfreie Vorstellung!

Lehmann - Rahimi,A
Lehmann - Rahimi,A
Kessler - Margenberg
Kessler - Margenberg

Kessler - Margenberg: Vossi erspähte hier das starke 16. ... Lxb4! was ihm nach der schwachen weißen Antwort 17.0-0 zwei Merhbauern und in der Folge den Sieg einbrachte
Kessler - Margenberg: Vossi erspähte hier das starke 16. ... Lxb4! was ihm nach der schwachen weißen Antwort 17.0-0 zwei Merhbauern und in der Folge den Sieg einbrachte

Volker verfiel in seiner Lieblingseröffnung auf die fragwürdige Idee den Damenflügel mit 7. ... c4?! abzuschließen. Sein Gegner verpasste es jedoch daraus Kapital zu schlagen und versäumte es darüberhinaus seinen König rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Volker, immer mit dem Blick für taktische Gelegenheiten, erspähte seine Chance und spielte das starke Opfer 16. ... Lxb4! Tatsächlich kann es sich Weiß nicht leisten das Opfer anzunehmen, hauptsächlich da sein König noch im Zentrum festhängt. Allerdings reagierte Weiß hier mit 17.0-0 schwach und spuckte direkt noch einen Bauern auf c3. Volker ließ sich ab hier den Vorteil nicht mehr nehmen, wehrte die verzweifelten Bemühungen um Gegenspiel des Weißen am Königsflügel trocken ab und verwertete seinen Materialvorteil sicher zum ganzen Punkt.

Edwin - Fleischer: Weiß zog hier 23.Se5? was es Andre erlaubte nach Sxe5 24.dxe5 Sg4! seinen Vorteil weiter auszubauen
Edwin - Fleischer: Weiß zog hier 23.Se5? was es Andre erlaubte nach Sxe5 24.dxe5 Sg4! seinen Vorteil weiter auszubauen

Auch Andre Fleischer stand schon aus der Eröffnung heraus mit einem Mehrbauer besser und konnte seine Vorteile langsam aber sicher verdichten. Sein Gegner kam ihm bei diesen Bemühungen netterweise noch entgegen und spielte hier das fragwürdige 23.Se5? was es Andre erlaubte nach Sxe5 24.dxe5 Sg4! weitere Figuren zu tauschen und im Übergang zum Endspiel einen zweiten Bauern zu gewinnen.

Nach einigen weiteren belanglosen Zügen gab sich Weiß dann in aussichtsloser Stellung geschlagen.

oben: Holger Siebel (Hellertal) gegen Mike Gottas

 

 

 

links: Edwin David (Hellertal) gegen Andre Fleischer


Siebel - Gottas: Schwarz gewann hier entscheidendes Material mit 29. ... c4!
Siebel - Gottas: Schwarz gewann hier entscheidendes Material mit 29. ... c4!

 

Mike Gottas opferte schon früh in der Eröffnung einen Bauern für aktives Figurenspiel und konnte seinen Gegner thematisch unter Druck setzen. Nach ein paar zumindest fragwürdigen Zügen mit denen Weiß keinen wirkungsvollen Plan entwickeln konnte, gelang Mike der Rückgewinn des geopferten Bauern ohne dadurch den Zugriff auf die Stellung zu verlieren.

 

In nebenstehender Stellung hatte Weiß gerade 29.Kc2 gezogen, was allerdings nach dem straken 29. ... c4! den wichtigen g3 Bauern und damit den ganzen Königsflügel verliert. 30.Tf3? scheitert an Se5+!

 

Das ließ sich Siebel nicht mehr zeigen und gab stattdessen die Partie zum 5:2 für Wiehl auf.

Mauelshagen - Rahimi, R: Weiß hätte hier schon mit 10.Se5! die Weichen früh auf Sieg stellen können
Mauelshagen - Rahimi, R: Weiß hätte hier schon mit 10.Se5! die Weichen früh auf Sieg stellen können

Den Schlusspunkt setze dann Martin Mauelshagen, der sich allerdings bemühte auch größte Möglichkeiten auszulassen. Bei normalem Verlauf hätte er eigentlich für den ersten Punkt sorgen müssen, da er schon in der Eröffnung nach 10 (!) Zügen klar auf Gewinn stand.

So zog er hier das schwache 10.dxc5!? anstatt mit Se5! schon entscheidend in Vorteil zu kommen. 10. ... Dd8 scheitert an 11.Sxd5 Lxd5 12.Da4+ Sd7 13.e4! Lb7 14.Td1! nebst Figurengewinn.

 

Auch einen Zug später funktionierte das noch, doch nach 10. ... Lxc5 spielte Martin das logische, aber nicht so zwingende 11.Td1

Mauelshagen - Rahimi, R: Aus der großen Auswahl von Gewinnzügen wählte Martin hier 16.Lf4!? nur um nach Dd7 die beste Fortsetzung 17.Sd4! zu verpassen.
Mauelshagen - Rahimi, R: Aus der großen Auswahl von Gewinnzügen wählte Martin hier 16.Lf4!? nur um nach Dd7 die beste Fortsetzung 17.Sd4! zu verpassen.

Obwohl Weiß nicht immer die direktesten Fortsetzungen fand gelang es ihm in Vorteil zu kommen und in nebenstehender Stellung kann er eigentlich alles ziehen was einem so einfallen würde... 16.Sg5! 16.b4! und sogar 16.Txd5! waren alle möglich!

Bei so vielen guten Varianten entschied sich Martin natürlich für die weniger klare Möglichkeit 16.Lf4, aber auch hiernach hätte er nach 16. ... Dd7 mit 17.Sd4 einen richtigen Ausheber zur Verfügung gehabt. 17. ... Dxe6 scheitert an 18.Sxe6+ nebst 19.Sc7 und wenigstens einem Qualitätsgewinn, während 17. ... Lxd4 nach 18.Ld6+ gar die Dame kostet.

 

 

Mauelshagen - Rahimi, R: Etwas enttäuschend kam Weiß nur mit dem symbolischen Vorteil eines Mehrbauern aus der Eröffnung
Mauelshagen - Rahimi, R: Etwas enttäuschend kam Weiß nur mit dem symbolischen Vorteil eines Mehrbauern aus der Eröffnung

Wieder entschied sich Martin jedoch für die "zahme" Variante und den einfachen Bauerngewinn nach 17.Dxd7 Lxd7 18.Sd4

 

Damit entstand ein Endspiel mit Mehrbauer, was allerdings weit davon entfernt war gewonnen zu sein.

Schwarz besaß den aktiven Springer und keinerlei Bauernschwächen, so dass Weiß ein langer und beschwerlicher Weg zur Verwertung des Vorteils bevor stand.

 

Durch eine weitere Ungenauigkeit ließ Martin zu, dass seine Königsflügel Bauern etwas entwertet wurden und bis auf einen Turm und die Bauern alle weiteren Figuren getauscht wurden.

Mauelshagen - Rahimi, R: Schwarz eröffnete Weiß mit 40. ... f5? wieder Gewinnmöglichkeiten durch ein Eindringen des weißen Königs auf dem schwarzen Königsflügel
Mauelshagen - Rahimi, R: Schwarz eröffnete Weiß mit 40. ... f5? wieder Gewinnmöglichkeiten durch ein Eindringen des weißen Königs auf dem schwarzen Königsflügel

In dem entstandenen Turmendspiel besaß Weiß nur noch einen Trumpf in Gestalt des Freibauern auf der a-Linie. Schwarz hätte sich darauf beschränken sollen hier dem weißen König keine Einbruchsfelder zu bieten, spielte jedoch stattdessen das schwache 40. ... f5? Das erlaubte es Weiß über f4 und g5 mit dem König einzubrechen und die Partie weiterhin am Leben zu erhalten. 

Nach einigem manövrieren verpasste Weiß im richtigen Moment mit seinem a-Bauern vorzupreschen. In unten stehender Stellung gewann 51.Ta8! da der schwarze König auf der 7.Reihe zu unglücklich steht. So verliert 51. ... Txh4 52.a6 Ta4 53.a7 aufgrund der schlechten Königsstellung sofort da Schwarz gegen 54.Th8! keine Verteidigung mehr erfinden kann. Martin spielte jedoch 51.Te6+ Kd7 52.Te4 und musste weiter schwer für den Sieg kämpfen. Letztlich benötigte er doch noch einen finalen Fehler seiner Gegnerin, die im unteren Diagramm 66. ... Te6?+ spielte, wonach sich der weiße König rechtzeitig auf der Grundreihe in Sicherheit bringen konnte. Es folgte noch 67.Kg7 Te7+ 68.Kg8 Te5 69.Tf8+ Ke7 70.Tf7+ Ke8 71.h6 und der h-Bauer war nicht mehr aufzuhalten. Kurz darauf gab Schwarz auf und besiegelte den auch in der Höhe berechtigten 6:2 Kantersieg der Wiehler Mannschaft.

Mauelshagen - Rahimi, R: Sehr lehrreich ging Weiß hier an dem möglichen Gewinn mit 51.Ta8! vorbei. Der Schlüssel zum Sieg ist das schnelle vorziehen des a-Bauern und ausnutzen der schlechten schwarzen Königsstellung
Mauelshagen - Rahimi, R: Sehr lehrreich ging Weiß hier an dem möglichen Gewinn mit 51.Ta8! vorbei. Der Schlüssel zum Sieg ist das schnelle vorziehen des a-Bauern und ausnutzen der schlechten schwarzen Königsstellung
Mauelshagen - Rahimi, R: Schwarz griff hier mit 67. ... Te7+ fehl (das Remis sichert z.B. Te1!) und ermöglichte Weiß den König über g7 und g8 auf der Grundreihe zu verstecken und den h-Bauern unaufhaltsam durchzubringen
Mauelshagen - Rahimi, R: Schwarz griff hier mit 67. ... Te7+ fehl (das Remis sichert z.B. Te1!) und ermöglichte Weiß den König über g7 und g8 auf der Grundreihe zu verstecken und den h-Bauern unaufhaltsam durchzubringen

Weiter geht's für die Wiehler am 12.11.2017, dann mit einem Auswärtsspiel bei der starken ersten Mannschaft des SV Kierspe.