12.11.2017 - Die neben Plettenberg II stärkste Mannschaft der Verbandsklasse Süd, Kierspe I war das Ziel unserer Auswärtsreise am 4. Spieltag der Verbandsklasse.
Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an, was einen spannenden Mannschaftskampf versprach. Dass es dann anders kommen würde lag hauptsächlich daran, dass den Kiersper Spielern am heutigen Tag einfach nicht viel gelingen wollte während sich die Wiehler nahezu mühelos Vorteile und im späteren Verlauf auch die entsprechenden Siege erspielen konnten. Den Beginn machten Mathias Milde und Mike Gottas, die nach mehr oder weniger ausgeglichenem Partieverlauf, im Falle von Mathias mussten ein paar steile Klippen umschifft werden, ihre Partien sicher in den Remishafen steuerten. In vielen der anderen Partien
zeichneten sich jedoch schon früh Vorteile auf Wiehler Seite ab.
Holger Lehmann konnte in seiner Partie schon im 6. Zug (!) einen Bauern gewinnen, da sein Gegner einen alten Bauerntrick übersah. Nach dem Abtausch einiger Figuren entstand folgende Stellung, hier spielte Holger das starke 15. ... Sd5! Weiß konnte nicht widerstehen und bediente sich mit 16.Lxg7 was aber nach 16. ... Tg8 17.Le5 Se3 eine zusätzliche Qualität kostet. Davon erholte sich die weiße Stellung nicht mehr, Holger konnte den weißen König ins freie treiben immer neue Drohungen aufstellen und schließlich erlegen. Nach 28 Zügen hatte Weiß genug gesehen und reichte die Hand zur Aufgabe und zur frühen Wiehler Führung mit 1:2
Andreas Straßner kam wie schon gewohnt gut aus der Eröffnung und profitierte dann von dem fragwürdigen Eröffnungskonzept seines Gegners, der hier das vermeintlich clevere 15. ... Dd6 zog (auf 16.Dxa5 folgt Lxe5 17.dxe5 Dxc5 mit nur leicht besserer Stellung für Weiß). Er übersah dabei allerdings das 16.Sg4! einen ganzen Bauern einstellt, da sowohl der Bauer h6 (mit Schach) als auch der Springer auf a5 ungedeckt sind. Danach spielte sich die Partie nahezu von selbst, die Türme auf die offenen Linien, die Figuren gut stellen und auf einen weiteren Fehler des Gegners warten. Der kam dann auch nur ein paar Züge später und kostete Schwarz noch eine Qualität. Die Verwandlung des Vorteils bereitete Weiß keinerlei Schwierigkeiten mehr und kurz darauf sah Schwarz die Hoffnungslosigkeit ein und gab die Partie zur 1:3 Führung für die Wiehler auf.
Auch in der Partie von Jürgen Hein lief es ganz und gar nicht gut für Kierspe, die nebenstehende Stellung war schon mehr als kritisch und mit dem offenen weißen König sehr schwer zu verteidigen. Weiß unterlief jedoch mit 19.Kf1? ein weiterer Fehler - unbedingt notwendig war es selbst ein Turmpaar zu tauschen um weiterhin den Springer auf e4 zu überdecken. Schwarz kam mit 19. ... Txd1 20.Txd1 Sg4! 21.Te1 Sxh2+ 22.Kg1 Sg4 in Materialvorteil und verhinderte gleichzeitig, dass der weiße König einen sicheren Rückzugsort finden konnte. In der Folge gewann Jürgen noch zwei weitere Bauern durch vorteilhaftes abtauschen der Schwerfiguren und konnte das Endspiel sicher für sich entscheiden, am Ende lief der weiße König noch freiwillig in ein Mattnetz und konnte sich nur unter Preisgabe von noch mehr Material retten. Da hatte der Kiersper genug gesehen und gab die Partie auf. Eine starke Leistung von Jürgen, der dem immerhin zweitstärksten Kiersper Spieler Dominik Rode keine Chance ließ und die Partie sicher für Wiehl nach Hause brachte.
Martin Mauelshagen konnte ebenfalls schon früh in der Eröffnung einen Bauern gewinnen, er hatte gerade 15. ... Lc4 gezogen um den Läufer mit Tempo nach e6 zu überführen. Weiß übersah jedoch die relativ simple Drohung und spielte 16.Sg3? was nach Txd1 17.Txd1 La2 einfach einen Bauern einstellt. Gegenspiel (z.B. durch Td7) erhält Weiß auch nicht, da 18.Td7 nach Le6 einen weiteren Bauern kosten würde. In der Folge wurden einige Figuren getauscht und es entstand ein Endspiel mit Mehrbauer für Schwarz und je drei Leichtfiguren für beide Seiten.
Diese ungewöhnliche Materialverteilung bereitete Martin bei der Verwertung ein paar Schwierigkeiten, er ließ aber auch eine sehr offensichtliche Abkürzung aus...
Weiß hatte in nebenstehender Stellung nach 42. ... Kd5 den angegriffenen Springer von c5 wieder zurück nach e4 gezogen und Schwarz damit eine unerwartete Gelegenheit gegeben mit 43. ... Sg4+! gleich zwei (!) Figuren zu gewinnen da nach 44.Kd2 Kxe4 nochmals zwei Figuren angegriffen sind.
Schwarz ging jedoch an dieser Möglichkeit vorbei und spielte das gute, aber nicht sofort entscheidende, 43. ... Sxf3 um dann jedoch mit ein paar weiteren genauen Zügen die Kraft des Läuferpaars zur Geltung zu bringen und durch Vormarsch des b-Bauern und Eindringen des schwarzen Königs in den weißen Damenflügel sich weitere entscheidende Freibauern zu verschaffen. Weiß opferte noch den Springer um eine Festung zu erreichen, doch das Läuferpaar sicherte den am Ende trivialen Gewinn und somit die 1:5 Führung
Nach sehr wechselhaftem Partieverlauf (Schwarz z.B. hätte seinen Angriff mit 22. ... Sg4! durchaus weiter in Schwung halten können) befreite sich Volker Margenberg langsam aus der Umklammerung seines Gegners und hätte sich hier mit 26.cxd6! Gewinnchancen sichern können, da 26. ... Txc1 and dem Zwischenzug 27.dxe7 nebst Damenumwandlung scheitert. Volker spielte jedoch 26.Lf3, gewann dann zwar später im Übergang in ein Damen + ungleichfarbige Läuferendspiel einen Bauern, der reichte aber nicht für ernsthafte Gewinnversuche da Weiß es zu ließ, dass die Damen getauscht wurden. So endete die wechselhafte Partie mit dem vermutlich korrekten Ergebnis zum 1,5:5,5.
Blieb noch die Partie von Andre Fleischer. Andre, normalerweise einer unserer sichersten und stärksten Spieler, hatte es mit einer unorthodoxen Eröffnung zu tun und ein paar Schwierigkeiten mit zählbarem Vorteil aus der Eröffnung zu kommen. Es entstand eine sehr geschlossenen Struktur mit Angriffschancen für Schwarz am Königsflügel während Weiß sein Spiel eher am Damenflügel suchte. Doch irgendwie kam Andre nicht wirklich voran und war eher mit verteidigen beschäftigt. Als er dann endlich mit seinem Angriff begann, er spielte in nebenstehender Stellung 27.b4? lief er in einen starken schwarzen Konter, der mit 27. ... cxd5 28.exd5 e4 das Zentrum aufriss und Weiß vor nicht mehr lösbare Probleme stellte. Schwarz gewann danach zügig Material und entschied die Partie dann im Endspiel mit Mehrfigur sicher für sich. Kein guter Tag für Andre, aber an einem solchen Tag gut zu verschmerzen - der Endstand von 2,5:5,5 spricht für sich. Vielleicht steuert er ja schon im nächsten Mannschaftskampf am 03.12.2017 dann zu Hause gegen Marienheide den entscheidenden Sieg bei!